Akute und chronische Blausäurevergiftungen

Akute und chronische Blausäurevergiftungen

Weshalb produziert Maniok Blausäureverbindungen?

Akute Vergiftungen mit Maniok, welche direkt durch die enthaltene Blausäure hervorgerufen werden, sind relativ selten, vor allem gemessen an der Menge Maniok, die jährlich verarbeitet wird. Viel häufiger kommt es zu chronisch auftretenden Blausäureschädigungen, welche meist auf Stoffwechselprodukte der Blausäure im Körper zurückzuführen sind.

Jodmangel (Kropf und Kretinismus)

Blausäure wird im Körper durch das Enzym Rhodanase zu Thiocyanat umgewandelt und über den Harn ausgeschieden. Die Leber eines Erwachsenen kann so ca. 20 bis 30 mg Blausäure pro Tag entgiften. Durch die permanente Aufnahme von Blausäure kommt es jedoch zu einem ständig relativ hohen Thiocyanatspiegel. Das Thiocyanat hemmt die Jodaufnahme in der Schilddrüse. Die dauernde Aufnahme von Blausäure über Maniok verschlimmert so Kropfbildung und Kretinismus (externer Link: weitere Informationen zu Kretinismus).

Konzo

Eine in Zentralafrika als Konzo bekannte Krankheit führt zu permanenter Lähmung der Muskeln. Vor allem Kinder und Frauen sind betroffen, da sie weniger Zugang zu einer breiten Auswahl an Nahrungsmitteln haben und weniger Fleisch essen. Mehrere Faktoren scheinen für den Ausbruch der Krankheit notwendig zu sein:

  • Nahrungsmittelknappheit, z.B. durch Krieg, Dürre, starke Bevölkerungszunahme
  • eingeschränkte Aufnahme von schwefelhaltigen Aminosäuren (notwendig für die Entgiftung)
  • Abkürzen traditioneller Herstellungsmethoden

 

Weshalb produziert Maniok Blausäureverbindungen?

Die Frage, weshalb Maniok Blausäureverbindungen produziert, ist nicht einfach zu beantworten. Auffallend ist, dass viele der vom Menschen verwendeten Nahrungspflanzen Blausäure enthalten. Von den 24 wichtigsten Nahrungspflanzen sind mindestens 16 blausäurehaltig. Die Blausäure muss jedoch nicht immer im konsumierten Teil vorhanden sein.

Ob die Blausäure einen Schutz gegen Schädlinge darstellt, ist nicht unumstritten. Es scheint jedoch so zu sein, dass vor allem Schädlinge, welche Maniok nicht als wichtigste Pflanze fressen, auf Blausäure reagieren. Heuschrecken, beispielsweise, legen kein Gewicht zu, wenn sie nur Maniokblätter fressen können, junge Heuschrecken sterben sogar. Auch Bauern, welche Maniok anbauen, geben bei Befragungen immer wieder an, dass bittere Sorten weniger beschädigt werden als süsse (wenig blausäurehaltige) Sorten. Trotzdem konnte der Zusammenhang zwischen Blausäuregehalt und Schutz vor Frass bis jetzt wissenschaftlich nicht belegt werden.